Neue Wege in der Therapie: Musik zieht ein ins St. Joseph-Krankenhaus Dessau

Jana Pätzold
Jana Pätzold, Musiktherapeutin im St. Joseph-Krankenhaus Dessau.

, St. Joseph-Krankenhaus Dessau

Seit Mitte des Jahres ist Musik nicht nur eine angenehme Begleitung im Alltag des St. Joseph-Krankenhauses – sie ist nun auch Therapie. 

Mit Jana Pätzold hat die Einrichtung in Dessau erstmals eine eigene Musiktherapeutin angestellt – ein neuer und vielversprechender Baustein in der ganzheitlichen Patientenversorgung. „Ich habe während meiner Ausbildung im Januar 2024 ein Praktikum hier gemacht. Damals kam Dr. Constance Nahlik, Chefärztin und Ärztliche Direktorin, auf mich zu und sagte: ‚Wir brauchen genau Sie hier.‘ Das hat mir den Impuls gegeben, diesen Schritt zu gehen“, erzählt Jana Pätzold.

Die Dessauerin bringt einen reichen Erfahrungsschatz mit: 30 Jahre lang arbeitete sie als Erzieherin, ist aber seit jeher eng mit der Musik verbunden – privat und beruflich. Heute setzt sie ihre Leidenschaft gezielt zur Unterstützung von Patienten ein, insbesondere auf Station St. Hedwig mit geriatrischen und demenzkranken Menschen, aber auch stationsübergreifend.

Eine typische Musiktherapie-Sitzung beginnt mit einer Befindlichkeitsrunde. „Ich will wissen: Wie ist der Patient heute da? Dann geht es um aktivierende Wahrnehmung, emotionale Entlastung und manchmal um das Lösen tiefer Blockaden – oft ohne Worte“, erklärt sie. Instrumente wie Gitarre, Keyboard, Trommeln, Klangschalen und Triangel kommen dabei ebenso zum Einsatz wie ihre eigene Stimme – oder die der Patienten. Sie selbst spielt neben Klavier und Gitarre auch Violine.  „Aber im Vordergrund steht nicht die Virtuosität, sondern das Erleben.“

Die Sitzungen sind fest in den Stationsplan integriert, meist in kleinen Gruppen mit sechs bis acht Teilnehmenden. Dabei braucht niemand musikalische Vorkenntnisse. „Viele reagieren beim ersten Mal mit Ablehnung – ‚Ich kann doch nicht singen oder ein Instrument spielen!‘ – aber irgendwann machen alle mit. Und dann spürt man: da passiert etwas.“

Manche Erlebnisse gehen tief unter die Haut – nicht nur den Patienten, auch der Therapeutin. „Ein älterer Mann war völlig zurückgezogen, kaum ansprechbar. Ich spielte griechische Musik – plötzlich war er da, seine Augen leuchteten, weil er die Musik eng mit Griechenland-Reisen und schönen Erlebnissen aus seiner Vergangenheit verbunden hatte. Das war für mich ein Gänsehautmoment. Oder der Patient, der beim Trommeln seine ganze Wut und Trauer rauslassen konnte – da flossen Tränen. Und das ist gut so.“

Für Jana Pätzold ist Musik weit mehr als Klang. „Musik ist meine Leidenschaft und meine Stärke – und jetzt darf ich sie mit meinem Beruf verbinden. Das Gesamtpaket hier im Haus stimmt, und ich genieße das sehr.“

Ihr Wunsch für die Zukunft im St. Joseph-Krankenhaus? „Dass Musiktherapie fest verankert bleibt – als Teil eines empathischen, würdevollen Umgangs mit unseren Patienten.“

Und was sollten Menschen über Musiktherapie wissen? „Man muss nicht musikalisch sein. Musik macht Spaß, verbindet – und sie macht frei. Oder wie ein altes Sprichwort sagt: ‚Wo man singt, da lass dich nieder – böse Menschen haben keine Lieder.“