Alexianer diskutieren über die Neuordnung der Grundordnung des kirchlichen Dienstes

Anlage: Foto (von links): Dr. Jochen Reidegeld, Moderator Stefan Werding, Gilbert Aldejohann und Jan Baumann diskutierten in der Waschküche über die Grundordnung. Zugeschaltet waren: Barbara Tieves, Dr. Christian Florin und Prof. Dr. Thomas Schüller.
Von links: Dr. Jochen Reidegeld, Moderator Stefan Werding, Gilbert Aldejohann und Jan Baumann diskutierten in der Waschküche über die Grundordnung. Zugeschaltet waren: Barbara Tieves, Dr. Christian Florin und Prof. Dr. Thomas Schüller.

, Alexianer GmbH, Münster

Die Alexianer GmbH, eines der größten katholischen Gesundheitsunternehmen in Deutschland, begrüßt den Entwurf zur Neufassung der „Grundordnung des kirchlichen Dienstes“. Dies wurde gestern bei einer Podiumsdiskussion der Alexianer in der Waschküche am Hauptbahnhof deutlich. Dort diskutierten Kirchenrechtler Prof. Dr. Thomas Schüller, Journalistin Dr. Christiane Florin, Seelsorgerin Barbara Tieves, Krankenpfleger Jan Baumann, Aufsichtsratsmitglied Dr. Jochen Reidegeld sowie Gilbert Aldejohann als Mitglied der Erweiterten Geschäftsführung der Alexianer GmbH unter dem Motto: "Miteinander 2.0. Wir Alexianer und die Grundordnung". Stefan Werding von den Westfälischen Nachrichten moderierte die Veranstaltung in der Waschküche Münster.

Die Grundordnung regelt in katholischen Unternehmen das Dienstverhältnis zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Gestern legte eine Arbeitsgruppe des Verbandes der Diözesen Deutschlands einen Entwurf zur Neufassung vor. Weil die Grundordnung dabei auch die persönliche Lebensführung der Menschen thematisiert, steht sie immer wieder in der Kritik. In dem nun vorgelegten Entwurf heißt es: „Der Kernbereich privater Lebensgestaltung, insbesondere Beziehungsleben und Intimsphäre, bleibt rechtlichen Bewertungen entzogen.“

Gilbert Aldejohann, Mitglied der Erweiterten Geschäftsführung der Alexianer GmbH, begrüßte dies ausdrücklich: „Wir Alexianer sind diesen Schritt schon vor Jahren gegangen. Wir legen die Grundordnung sehr liberal aus und sagen ausdrücklich: Entscheidend ist für uns neben der fachlichen Qualifizierung die Loyalität der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu den Werten des Unternehmens. Ob jemand geschieden und wiederverheiratet ist, homosexuell oder keiner Kirche angehört, spielt keine Rolle.“

Das dürfe es auch nicht, pflichtete Kirchenrechtler Thomas Schüller bei. An dem Neuentwurf der Bischöfe kritisierte er, dass er nicht einer inneren Einsicht entspränge – sondern „der blanken Not, Personal zu finden“. Von den Alexianern wünschte er sich eine führende Rolle in der Debatte – und mehr Transparenz bei der Frage des Umgangs mit der Grundordnung. Für Christiane Florin, Mitglied der Redaktion Religion und Gesellschaft beim Deutschlandfunk, ist der Gradmesser die Frage: „Habe ich als Arbeitnehmer bei einem katholischen Unternehmer ein Recht darauf, dass mein Privatleben kein Thema ist?“ Dies sei ihrer Ansicht nach bei vielen katholischen Unternehmen und bei vielen Stellen noch nicht der Fall.

Auch bei den Alexianern? „Ich erlebe bei den Alexianern ein Klima, bei dem nicht der wirtschaftliche Profit im Vordergrund steht, sondern der Mensch“, sagte Dr. Jochen Reidegeld. „Und es entspricht dem christlichen Glauben, die Vielfältigkeit der Menschen anzuerkennen. Dabei geht es nicht nur um das Tolerieren von sexuellen Neigungen, sondern darum zu sagen: Es ist toll, dass du so bist wie du bist!“ Reidegeld ist Mitglied im Aufsichtsrat der Alexianer und zugleich Vorsitzender des Rats für christliche Werteorientierung und Seelsorge, der zu der Veranstaltung geladen hatte. Die rund 90-minütige Diskussion wurde live gestreamt, Zuschauer hatten die Möglichkeit vor Ort Fragen zu stellen oder diese in einen Chat zu schreiben.

Für Jan Baumann, der Mitglied der Queergemeinde Münster ist und als Krankenpfleger in einem Münsteraner Krankenhaus arbeitet, ist die Transparenz entscheidend: „Ich möchte nicht bei einem Unternehmen arbeiten, das mir sagt: Wenn du gleichgeschlechtlich heiratest, möchte ich das gar nicht wissen. Das fühlt sich nicht gut an.“

Seelsorgerin Barbara Tieves aus dem Alexianer-Krankenhaus Berlin-Weißensee erlebt in ihrem Alltag, dass die Alexianer längst über die bestehende Grundordnung hinaus Ihr Personal nach Fachlichkeit und Werteorientierung einstellen. Der „Blick unter die Bettdecke“ spiele keine Rolle mehr. „Dies ist aber zu wenig bekannt. Es gibt katholische Mitarbeitende, die verunsichert sind und sich nie outen würden, weil sie nicht wissen, welche Regelungen für sie gelten. Da müssen die Alexianer transparenter und mutiger in ihren Einrichtungen und im kirchenpolitischen Raum werden“, sagte Tieves.