Alexianer bilden ab sofort Praxisanleiter in Sozialberufen aus

Die erste Kohorte der künftigen Praxisanleiterinnen und –anleiter startete jetzt in Münster ihre Weiterbildung. Vorne die Projektleiter (v.l.): Sebastian Thieroff, Helge Gustke und Nicole Priemer.
Die erste Kohorte der künftigen Praxisanleiterinnen und –anleiter startete jetzt in Münster ihre Weiterbildung. Vorne die Projektleiter (v.l.): Sebastian Thieroff, Helge Gustke und Nicole Priemer.

, Alexianer GmbH, Münster

Von den Praktikern des Berufs lernen – nach diesem Motto funktioniert seit vielen Jahren die Praxisanleitung in der Pflege. Der in Münster ansässige Gesundheits- und Sozialwirtschaftsverbund der Alexianer überträgt nun erstmals das Prinzip der Praxisanleitung auf die Eingliederungs- und Jugendhilfe. Ab sofort werden Erzieherinnen, Pädagogen, Heilerziehungspfleger und Sozialarbeiterinnen im Unternehmen zu Praxisanleiterinnen und Praxisanleitern geschult. Sie sollen künftig dafür sorgen, dass Auszubildende in der Eingliederungs- und Jugendhilfe noch besser in den Beruf starten können.

„Wir möchten die Praxisanleitung – wie bereits schon lange in der Pflege üblich – zu einem wesentlichen Teil der Ausbildung im sozialpädagogischen Berufsfeld machen“, sagt Nicole Priemer, Leiterin des Referats Eingliederungs- und Jugendhilfe in der Alexianer Gruppe. Die Berufsausbildung soll dadurch besser werden: durch einheitliche Standards, durch direkten Input der geschulten Anleiter und durch die entstehende Gemeinschaft, die sich permanent selbst zu den wichtigsten Themen austauscht und gegenseitig voneinander lernt.

Die Alexianer-Region Münster ist dabei Modellregion. Dort starteten vor wenigen Tagen die ersten 22 künftigen Praxisanleiterinnen und –anleiter ihre sechsmonatige Weiterbildung. Diese beinhaltet zwölf Module und einen Zeitaufwand von insgesamt 165 Stunden, die aufgeteilt sind in Präsenz- und Onlineunterricht sowie Lernphasen. Das Blended Learning Format ist mit fünf Präsenz-Theoriephasen zu je drei Tagen so konzipiert, dass eine gute Vereinbarkeit von Familie, Beruf und beruflicher Entwicklung möglich ist.

Sie wird mit dem Zertifikat „Praxisanleitung in Sozialberufen“ abgeschlossen. Von ihren Arbeitgebern – allesamt Einrichtungen der Alexianer Gruppe – sind sie für die Unterrichtszeiten freigestellt. Mit dem Zertifikat ausgestattet, können sie im Anschluss als Praxisanleiter arbeiten und erhalten dafür eine vertraglich fixierte Zulage. Als Praxisanleiter sollen sie sich nicht nur um Auszubildende kümmern, sondern auch neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einarbeiten.

„Die Nachfrage nach den Weiterbildungsplätzen war größer als das Angebot“, sagt Helge Gustke aus dem Referat Personal und Personalentwicklung der Alexianer. Er hat gemeinsam mit Prof. Dr. Marc Beutner, der an der Universität Paderborn einen Lehrstuhl für Wirtschaftspädagogik innehat, das Curriculum entwickelt. Die Absolventinnen und Absolventen der Weiterbildung erlernen grundlegende berufspädagogische Kompetenzen, um individuelle Anleitungssituationen angemessen zu gestalten. Außerdem sollen sie befähigt werden, die mit der Anleitung einhergehenden Anforderungen persönlich zu bewältigen.

Alleine in der Modellregion Münster gibt es in den Sozialberufen in der Eingliederungs- und Jugendhilfe insgesamt rund 55 Auszubildende. Sie werden in den Berufen Heilerziehungspfleger, Sozialpädagoge, Erzieher und anderen ausgebildet. Dazu kommen FSJler (Freiwilliges Soziales Jahr) sowie Studierende der Sozialen Arbeit. Sie alle sollen künftig von den Praxisanleiterinnen profitieren.

„Die berufspädagogische Expertise, die die Anleiter mitbringen, ist durch kein Lehrbuch und keine reine Praxistätigkeit zu ersetzen“, sagt Sebastian Thieroff, stellvertretender Direktor der Eingliederungshilfe der Alexianer Münster GmbH. Er freut sich, dass in seiner Region die Praxisanleitung als Pilotprojekt startet. „Das Konzept überzeugt mich. Es bietet uns die große Chance, künftig noch besser mit Menschen mit Beeinträchtigungen arbeiten zu können. Ich bin sicher, dass wir Alexianer damit eine deutliche Qualitätsverbesserung erreichen.“