Wenn Menschen sich begegnen, einander zuhören und gemeinsam gestalten, entsteht mehr als nur Kunst: Es wächst Hoffnung, Kraft und ein Gefühl von Zusammenhalt. Die Kreativgruppe des Psychosozialen Zentrums „Perlenfischer“ der Alexianer Ambulanten Dienste in Bitterfeld zeigt genau das und hat über Monate hinweg ein beeindruckendes Gemeinschaftswerk geschaffen.
Alle 14 Tage treffen sich die Teilnehmenden für zwei Stunden, um Ideen, Träume und kreative Projekte umzusetzen – Dinge, für die zu Hause oft die Zeit, Material oder der Raum fehlt. „Unsere Gruppe ist offen, seit vielen Jahren gewachsen und ein fester Anker für viele“, sagt Sandy Böttger, pädagogische Mitarbeiterin des PSZ’s und Leiterin der Kreativgruppe. „Jeder bringt seine Biografie und Persönlichkeit mit. Aber hier halten wir einander fest – und daraus entsteht oft etwas Wunderschönes.“
Vom 4. Juli 2024 bis zum 10. April 2025 arbeitete die Gruppe an einem ganz besonderen Projekt: einem großen „Lebensbaum“ auf acht miteinander verbundenen Leinwänden. Acrylfarben und eine großzügige Knopfspende bildeten die Grundlage – Kreativität und Gemeinschaft die Seele. Der Baum steht für Stärke und Heilung, für die Verbindung zwischen Himmel und Erde und für tiefe Verwurzelung. Die sich weit ausstreckenden Äste stehen für Wachstum und Erneuerung.
„Es ist sehr gelungen“, sagt Karsten Niebergall, ein Mitglied aus der Gruppe. „Die Voraussetzungen und Lebensgeschichten der Mitglieder sind sehr unterschiedlich – und trotzdem strahlt das Werk Fröhlichkeit und Optimismus aus. Es ist etwas Positives, und ich sehe es mir immer wieder gern an. Wir sind stolz.“
Im Laufe der Arbeit wuchs das Projekt über sich hinaus. Neue Ideen kamen hinzu: Tiere wie Eule, Amsel und Eichhörnchen fanden ihren Platz – jedes mit einer eigenen Bedeutung. Wolken und blauer Himmel waren von Anfang an gesetzt, als Sinnbild für Weite und Zuversicht.
„Das Kunstwerk trägt die persönliche Note von uns allen – zum Beispiel die Schuhe mit Nüssen für das Eichhörnchen sind von mir“, erzählt Steffen Lehmann, ein weiteres Gruppenmitglied. „Kunst ist für uns eine Form der Kommunikation, manchmal sogar ohne Worte.“
In der Gruppe wird gelacht, ausprobiert und über Sorgen gesprochen. Alle unterstützen sich gegenseitig – hier wird niemand allein gelassen. „Kunst muss nicht perfekt sein“, so Böttger. „Sie ist frei. Und sie zeigt, was wir gemeinsam schaffen können.“
Heute bleibt kaum ein Besucher des Psychosozialen Zentrums stehen, ohne das Werk auf sich wirken zu lassen. Die Begeisterung ist bis heute ungebrochen – und sie wirkt ansteckend. Der Lebensbaum ist zu einem Symbol geworden: dafür, dass man nicht allein ist und dass sich viele Wege leichter gemeinsam gehen lassen.
Die Knöpfe aus der Spende sind noch nicht aufgebraucht – und die nächsten kreativen Projekte sind bereits in Arbeit.